Das Zukunftsmagazin von TÜV SÜD

EINBLICK:

—— „Wasserstoff gehört die Zukunft“

Prüf-Apparatur

TEXT MARTIN SEKURA
FOTO TÜV SÜD

An einem echten Innovationsthema mitzuarbeiten, ist für jeden Ingenieur ein Traum: In unserem Labor in der Nähe von München prüfen wir, ob Werkstoffe und Komponenten für den Einsatz mit Wasserstoff – chemisch H2 – geeignet sind. Damit helfen mein Team und ich aktiv, die Energiewende voranzutreiben.

Wasserstoff als Energieträger ist bereits seit Jahren ein großes Thema in vielen Branchen – nicht erst seit der aktuellen Energiekrise. Gerade im Bereich der Mobilität wird es in den kommenden Jahren viele sinnvolle Einsatzbereiche geben. Denn immer dann, wenn sehr lange Strecken gefahren werden oder eine sehr hohe Leistung und Verfügbarkeit benötigt werden, wird Wasserstoff bald schon Diesel und Co. ersetzen. Lkw, Busse, Baustellen- oder Müllfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb, aber auch Wasserstoff-Lokomotiven werden schon bald unsere Mobilität mitbestimmen. Auch die Industrie sucht händeringend nach Alternativen zu Energieträgern wie Erdgas oder Öl.

Was viele nicht wissen: Wasserstoff hat ganz bestimmte Eigenschaften. Jeder Werkstoff, aber auch jede Komponente, die mit ihm in Berührung kommt – vom Ventil bis zur kompletten Rohrleitung –, muss daher speziell auf den Einsatz abgestimmt sein. Zum Beispiel kann Wasserstoff bei bestimmten Materialien zu einer Versprödung führen – mit der Konsequenz, dass nach einiger Zeit ein Rohr brechen kann. Auch Dichtungen können Probleme mit Wasserstoff bekommen. Daher können auch bestehende Pipelines, in denen bisher zum Beispiel Erdgas transportiert wurde, nicht einfach auf Wasserstoff umgestellt werden.

Portrait Martin Sekura

“Ich bin davon überzeugt: Wasserstoff gehört die Zukunft.”

Martin Sekura leitet den Bereich Hydrogen and Fuel Services Business Development bei TÜV SÜD und ist verantwortlich für das H2-Prüflabor des Unternehmens.

Aktuell wird sehr intensiv nach neuen Werkstoffen gesucht, auch um bestehende teure Lösungen zu ersetzen. Edelstahl etwa ist gut als Material geeignet. Allerdings kommt es bei bestimmten Legierungselementen immer wieder zu Lieferschwierigkeiten, da sind dann Alternativen gefragt. 

Für viele kleinere und mittelgroße Hersteller, die aktuell Lösungen entwickeln, sind wir der erste Ansprechpartner. Wir prüfen ihre Innovationen, um die Eignung für die jeweiligen Einsatzbereiche herauszufinden. Zuerst schauen wir, ob es bereits eine Norm dazu gibt, die wir anwenden können. Das ist gerade im Fahrzeugbereich sehr oft der Fall.

Ansonsten ist jede Komponentenprüfung ein Einzelfall. Wir müssen uns genau ansehen, für welche spezifischen Anwendungen ein Teil vorgesehen ist. Wie hoch wird der Druck sein, welchen Temperaturen wird es ausgesetzt sein, wie lange soll es im Einsatz sein? Um dann beispielsweise Versprö­dungen und Alterungseffekte im Labor zu simulieren, setzen wir Materialien und Komponenten durch unsere Methoden einem Verschleiß aus, der normalerweise Jahre dauern würde.

Ich bin davon überzeugt: Wasserstoff gehört die Zukunft. Der einzige hemmende Faktor für den Durchbruch ist derzeit noch die Verfügbarkeit – aber das wird sich in den kommenden Jahren massiv ändern.

Komponentenprüfung
Detailansicht Apparatur-Steuerung
Detailansicht Komponenten-Verbindung
Detailarbeit Jede Komponentenprüfung ist ein Einzelfall. TÜV SÜD simuliert auch mal jahrelangen Verschleiß.

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