Das Zukunftsmagazin von TÜV SÜD

PRODUCT CARBON FOOTPRINT: VERTRAUEN TROTZ KONKURRENZ

—— Der CO2-Fußabdruck eines Produkts wird für Unternehmen und Konsumenten immer wichtiger. TÜV SÜD bietet an, diesen zu verifizieren – und unterstützt Unternehmen dabei, das Vertrauen von Kunden und Konsumenten zu gewinnen.

TEXT SOPHIE DEISTLER UND DAVID LÜTKE
FOTO STOCKSY/CACTUS CREATIVE STUDIO

Was einst als Marketingkampagne des Ölkonzerns BP begann, ist heute eine wichtige Kennzahl für Nachhaltigkeit: der ökologische Fußabdruck. Statt die Verantwortung für den Klimawandel allein auf Privatpersonen abzuwälzen, sind es nun Unternehmen, die sich mit den Konsequenzen ihres Wirtschaftens auf die Umwelt beschäftigen. Neben dem CO2-Fußabdruck für das ganze Unternehmen weisen immer mehr Hersteller auch einen für ihre Produkte aus. Auf der einen Seite möchten viele Verbraucher wissen, welchen Einfluss ihr Konsumverhalten auf den Klimawandel hat. Andererseits kann es für Lieferanten im Wettstreit um Kunden ein entscheidender Vorteil sein, wenn sie Belege für ihr Engagement für mehr Nachhaltigkeit vorweisen können. Von manchen Produkten wird dies sowieso schon erwartet: Im vergangenen Jahr hat die Europäische Kommission beispielsweise eine Verordnung angenommen, die künftig verbindliche Informationen über den CO2-Fußabdruck von Batterien vorschreibt. Auch ein digitaler Produktpass soll in der EU kommen. Mit der Green Claims Directive gibt es darüber hinaus eine Richtlinie, nach der Firmen, die mit Aussagen zu Nachhaltigkeit werben, ihre Behauptungen durch Belege und externe Überprüfung stützen müssen.

Egal, ob ein Unternehmen den CO2-Fußabdruck für seine Produkte freiwillig berechnet oder dazu verpflichtet ist: Es sind viele Daten dazu notwendig, aus allen Etappen der Lieferkette. Jedoch übergeben viele Lieferanten ihren Kunden nicht die notwendigen Daten über Prozesse. Sie fürchten, sich gegenüber Wettbewerbern schlechter zu stellen. Oft schicken sie den Kunden dann nur einen wenig transparenten Einzelwert. Hilfreich ist das nicht, da die Produzenten diese Zahl nicht überprüfen können.

Genau hier kommt TÜV SÜD ins Spiel: „Vor uns können die Produzenten ihre Bücher öffnen, weil wir aus den Daten keinen Marktvorteil für uns ziehen“, erklärt Dr. Jonas Johannisson. Er ist Sustainability Program Development Manager bei TÜV SÜD Product Service und betreut die Verifizierung von CO2-Fußabdrücken für Produkte. „Indem wir als unabhängige Prüfgesellschaft mit gutem Ruf die Verifizierung übernehmen, schaffen wir Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern.“ Die Lieferanten müssen somit keine Details zum Produktionsprozess an ihre Kunden herausgeben und die verarbeitenden Unternehmen haben Sicherheit, dass die übermittelten Informationen vertrauenswürdig sind.

Seit drei Jahren bietet TÜV SÜD in verschiedenen Regionen der Welt die Verifizierung an. Rund hundert Kunden werden bereits von Experten wie Johannisson betreut.

„Indem wir als unabhängige Prüfgesellschaft mit gutem Ruf die Verifizierung übernehmen, schaffen wir Vertrauen zwischen den Marktteilnehmern.“

Der Ablauf der Verifizierung ist immer gleich: Der Kunde beauftragt TÜV SÜD und übermittelt einen Bericht (konform der Norm ISO 14067) über den CO2-Fußabdruck seines Produkts. TÜV SÜD überprüft den Bericht und die zugrunde liegenden Dokumente. „Manchmal bekommen unsere Kunden die relevanten Daten aus ihrer Lieferkette auch nicht und müssen dann auf Sekundärdaten und Annahmen ausweichen“, sagt Johannisson. Auch diese überprüft TÜV SÜD auf ihre Angemessenheit, Genauigkeit und Gültigkeit.

Bei einem Betriebsbesuch lassen sich die Expertinnen und Experten schließlich aus erster Hand den Herstellungsprozess zeigen. Denn am Ende zählt für das Team von TÜV SÜD auch ein ganzheitlich stimmiger Eindruck. Auf dem Weg hin zu tatsächlichem, ökologischem Impact bleibt Transparenz der wichtigste Schlüssel, um Prozesse, Produkte und das Konsumverhalten zu prägen und zukunftsfähig aufzustellen.

Dr. Jonas Johannisson arbeitet seit März 2022 bei der TÜV SÜD Product Service GmbH als Sustainability Program Development Manager. Der 29-Jährige studierte Wirtschaftschemie an der Universität Ulm und erwarb dort seinen Doktortitel.

WEITERE ARTIKEL