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ERSATZ GESUCHT: DAS PROBLEM DEN EWIGKEITS-CHEMIKALIEN PFAS

—— Sogenannte PFAS-Chemikalien sind in fast allen Haushalts- und Alltagsgegenständen zu finden. Für die Industrie scheinen sie unverzichtbar, für die Umwelt und den Menschen sind sie dagegen schädlich. Gibt es eine nachhaltige Alternative?

TEXT PAULINE BARNHUSEN
ILLUSTRATION JULIAN BRAUN

Es gibt viele Bemühungen, um den Einsatz von Kunststoffen zu reduzieren. Eine Gruppe davon stellt für Menschen und Umwelt ein besonders großes Risiko dar. Per- und polyfluorierte Chemikalien, kurz PFAS, werden auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet, da sie sich in der Natur nur sehr schwer abbauen lassen. Sie können Trinkwasser, Nahrung und ganze Ökosysteme belasten. Die Stoffe werden seit den 1940er-Jahren hergestellt. Ihre chemischen Eigenschaften machen sie besonders widerstandsfähig und daher vielfältig einsetzbar.

Das macht PFAS in der Industrie beliebt. Vom Einsatz in Lebensmittelverpackungen oder der Beschichtung von Pfannen über die Verwendung in Feuerlöschmitteln bis zur Konstruktion von Öl-Pipelines werden die Verbindungen in der Herstellung zahlreicher Produkte genutzt. Dadurch gelangen die Chemikalien aber auch in die Umwelt, wo ihre Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit zum Problem werden. Neben Umweltschäden können sie für den Menschen gesundheitsschädliche oder sogar krebserregende Auswirkungen haben. Das macht entweder die Eindämmung der Verwendung von PFAS oder die Bekämpfung der der Folgen notwendig.

Kläranlagen sind derzeit nicht in der Lage, PFAS aus dem Abwasser zu ziehen. Eine Methode zur Eindämmung ist die Verwendung von Aktivkohlefiltern, die allerdings nur einen Teil der verschiedenen PFAS-Varianten filtern können. Die Sanierung von schadstoffbelasteten Böden ist also möglich, jedoch verlagert die Deponierung der Chemikalien nur das Problem, wodurch auch zusätzliche Kosten entstehen. Neue Technologien können zu einer Lösung beitragen.

So hat zum Beispiel eine Forschungsgruppe der University of Rochester in den USA ein neues elektrochemisches Verfahren entwickelt, mit denen PFAS aus der Umwelt wieder entzogen werden kann. Dabei kommen mit Lasern gefertigte Nanomaterialien zum Einsatz. Laut einer Berechnung der Forschungsgruppe wäre diese Methode eine deutlich günstigere Alternative als die bisherigen Anwendungen, mit denen PFAS entfernt werden. Die Technologie ist allerdings noch nicht reif für einen breitflächigen Einsatz.

Ein grundsätzliches Verbot der Ewigkeitschemikalien könnte die fortschreitende Kontamination der Umwelt verhindern. Aber nur einzelne PFAS-Verbindungen, bei denen negative Auswirkungen nachgewiesen werden konnten, sind in der Europäischen Union bisher verboten. Eine Gruppe von EU-Staaten, darunter auch Deutschland, will die Produktion, Verwendung und den Import der Chemikalien EU-weit verbieten lassen. Die Beschränkungen würden frühstens 2025 in Kraft treten. Ein weltweites Verbot für PFAS könnte durch eine Aufnahme in das Stockholmer Übereinkommen durchgesetzt werden. Auch als POP bekannt, werden dadurch Verbots- und Beschränkungsmaßnahmen für langlebige organische Schadstoffe reguliert.

Ein umfassendes Verbot von PFAS wäre für die Industrie allerdings eine Herausforderung. Daher wird auch an Alternativen geforscht, die PFAS ablösen könnten. Das Forschungsprojekt ZeroF arbeitet zum Beispiel an Stoffen, die bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen und Textilien eingesetzt werden können. Konkret geht es um die Entwicklung von öl- und wasserabweisenden sowie abriebbeständigen Beschichtungen. Es ist eines von insgesamt vier EU-geförderten Forschungsprojekten, die nach umweltfreundlichen Ersatzchemikalien suchen.

Letztendlich wird nur eine Kombination aus effektiven Rückgewinnungs- und Filtermethoden, angemessener Regulierung, sowie leistungsstarker Ersatzprodukte dafür sorgen, dass wir doch keine Ewigkeit mit diesen Chemikalien leben müssen.

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