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NICHT WEGSCHÜTTEN: WASSER KANN RECYCELT WERDEN

—— Sogenanntes Grauwasser kann ein Baustein für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sein. Die Zweitverwertung von Wasser kann sich bereits heute rechnen. In absehbarer Zukunft wird die Relevanz von Wasserrecycling weiter steigen.

TEXT TORSTEN SCHLEGEL
FOTO GETTY IMAGES/SUNNY

Das Wasserglas vom Vortag will man vielleicht nicht mehr trinken, für die Topfpflanze ist es aber noch gut genug. Im Kleinen ist die Wiederverwendung von Wasser nichts Neues. Im großen Stil ist das Recycling von Wasser aber nicht weit verbreitet. Trinkwasser wird immer knapper und dadurch wertvoller. Dabei ginge es auch anders. Ein beträchtlicher Teil des Wassers, das wir verbrauchen, müsste nicht direkt in die Kanalisation fließen.

Wasser aus Waschbecken, Bädern, Duschen und Waschmaschinen kann aufbereitet und als sogenanntes Grauwasser für andere Zwecke wie die Toilettenspülung, Gebäudereinigung oder die Bewässerung von Pflanzen genutzt werden. Dabei fließt das Wasser aus Waschbecken oder Dusche über eine separate Leitung in einen Grauwassertank, in dem das Wasser gefiltert wird.

Für einzelne Privathaushalte aber ist ein wirtschaftlicher Betrieb einer Grauwasseranlage mit aktueller Technik schwer zu erreichen. Netzwerksysteme könnten eine mögliche Lösung sein. Zum Beispiel durch zentrale Filtersysteme in Mietshäusern oder den Anschluss ganzer Wohnsiedlungen an eine kommunale Aufbereitungsanlage. Ein kommunales Grauwassersystem ist momentan zum Beispiel in Hamburg in Planung.

Die Voraussetzung ist, dass das Wasser im ersten Gebrauch nur geringfügig verschmutzt wurde und vor dem Zweitgebrauch ausreichend aufbereitet wird. Dann kann das Wasser mithilfe von Membranfiltern, UV-Bestrahlung oder dem Einsatz von Mikroorganismen gesäubert werden.

Nach der Filterung kann das Wasser in einem Betriebswassertank wiederverwendet werden. Je nach Qualität der Filterung kann das Wasser im Nachgang für unterschiedliche Anwendungszwecke gebraucht werden.

Für Unternehmen und Kommunen kann sich der Grauwassergebrauch vor allem in Einrichtungen lohnen, in denen ein hoher Frischwasserverbrauch auf einen hohen Verbrauch von Gebrauchswasser trifft. Hotels, Freibäder, Stadien, Studentenwohnheime oder Bürogebäude können durch Grauwasseraufbereitung den generellen Frischwasserverbrauch erheblich senken.

Die größte Hürde für das Nachrüsten von Grauwassersystemen in Bestandsgebäuden sind die hohen Anschaffungskosten, vor allem die Notwendigkeit eines parallelen Leitungssystems. Für Neubauten mit entsprechendem Verbrauch ist eine Amortisation dagegen bereits nach einigen Jahren möglich.

Besonders in trockenen Regionen wie Südeuropa ist die Vorbereitung auf häufigere Dürren sinnvoll. Doch auch in anderen Regionen wird das Wasser knapper.

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