Das Zukunftsmagazin von TÜV SÜD

AUF EIN WORT

—— Herr Hartmann, was denken Sie über…Heterogenität?

Illustrierte Collage mit Philipp Hartmann, zwei Frisbeespieler:innen, einer Frisbeescheibe und Trillerpfeife.

TEXT PHILIPP HARTMANN
ILLUSTRATION SILKE WERZINGER

Ultimate Frisbee ist aktuell eine der wenigen Sportarten, bei denen Männer und Frauen in einem Team zusammen spielen. Der Kader unserer Nationalmannschaft besteht aus 24 bis 28 Spielerinnen und Spielern, wobei wir versuchen, genauso viele Frauen wie Männer dabeizuhaben.

Natürlich braucht es am Anfang eine Eingewöhnungsphase, wenn Frauen und Männer, die sonst getrennt gespielt haben, das erste Mal in der Mixed-Mannschaft aufeinandertreffen. Das Tempo ist zum Beispiel ganz anders. Oft spielen die Männer ungewollt schneller, weshalb die Frauen nicht so oft zum Zug kommen. Als Trainer versuche ich dann, der Mannschaft solche Tendenzen abzugewöhnen. Über Spielzüge und Taktiken lässt sich etwa steuern, dass alle Spielerinnen und Spieler gleichermaßen integriert werden. Die verschiedenen Positionen auf dem Feld besetze ich bewusst nach Können und nicht nach Geschlecht.

„Sobald sich das Team dann einmal eingespielt hat, überwiegen die Vorteile der Heterogenität. Sie verleiht dem Spiel einen ganz neuen Charakter.“

Die Geschwindigkeit ändert sich, die Dynamik wird vielschichtiger als bei reinen Frauen- oder Herrenmannschaften. Außerdem können Mixed-Mannschaften viel besser mit stressigen Situationen und Niederlagen umgehen, weil die Männer und Frauen unterschiedliche Sichtweisen mitbringen und sie im Team austauschen. Dass es dadurch mehrere Per­spektiven innerhalb der Mannschaft gibt, bereichert den Kader ungemein. Für mich als Trainer sind die Unterschiede im Team ebenfalls sehr reizvoll. Ich kann als Coach viel mehr lernen, weil ich sowohl für die Männer als auch für die Frauen spezifische Strategien anwenden muss und mein Coaching dadurch viel abwechslungsreicher wird.

Bei großen Wettbewerben wie der Europameisterschaft 2019 zahlt sich die Arbeit dann aus. Während des Spiels um die Bronzemedaille gegen Russland zischte die Scheibe nur so im Sekundentakt durch die Luft. Da war Dynamik drin, Spielfreude, Spannung. Wir haben dann letztendlich den vierten Platz gemacht – einer unserer bisher größten Erfolge.

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