Das Zukunftsmagazin von TÜV SÜD

EISKALT GERETTET

—— Spezielle Airbags sollen Wintersportlern, die von einer Lawine überrascht werden, das Leben retten. Die Technologie wird immer wichtiger, weil der Trend zum Skibergsteigen und zum Skifahren abseits der Pisten ungebrochen ist. Ein Blick auf die Funktionsweise.

TEXT JAN SCHULTE
ILLUSTRATION ANTON HALLMANN

So schützen Lawinenairbags

Lawinenairbags sind in einen speziellen Rucksack integriert. Einmal ausgelöst, vergrößern sie das Volumen einer Person. Dadurch sollen Wintersportler auf der Lawine „schwimmen“, anstatt in sie hineingedrückt zu werden. Aktiviert wird der Airbag durch Ziehen an einem Griff. Dadurch wird eine Stickstoffpatrone ausgelöst, die ihn aufbläst. Relativ neu auf dem Markt sind Airbags, bei denen statt einer Gaskartusche ein elektrisches Gebläse gestartet wird.

TÜV SÜD PRÜFT

Wintersportler sollten beim Kauf darauf achten, ein Produkt zu wählen, das das blaue TÜV SÜD-Oktagon trägt. Das Siegel bestätigt, dass der Rucksack gemäß DIN EN 16716, der europäischen Norm für Lawinenairbagsysteme, geprüft wurde. Dabei werden die Systeme sowohl im Labor als auch unter Realbedingungen im Schnee getestet.

WIRKSAMKEIT DER LEBENSRETTER

Wie viel ein solcher Airbag wirklich bringt, war lange Zeit umstritten. Fest steht, dass er das Risiko einer Verschüttung verringert oder zumindest die Verschüttungstiefe reduziert. Die jüngste unabhängige Studie ist von 2014. Sie ergab, dass ein aufgeblasener Airbag das Sterberisiko durch eine potenziell tödliche Lawine von 22 auf 11 Prozent senkt. Ein Airbag verhindert also die Hälfte aller Todesopfer.

SOFORT AM HEBEL ZIEHEN

EINE GASKARTUSCHE ZÜNDET

AIRBAG BLÄST SICH IN SEKUNDENSCHNELLE AUF

DAS GRÖSSERE VOLUMEN HÄLT SKIFAHRER OBERHALB DER LAWINE

DAS VERLETZUNGS- UND STERBERISIKO IST MIT EINEM AIRBAG DEUTLICH NIEDRIGER

Schnee – Mensch, Mensch – Schnee

DIE WEISSE GEFAHR

Forscher gehen davon aus, dass durch den Klimawandel Lawinen häufiger auftreten. Die Zahl der Opfer in den Alpen schwankt dabei von Saison zu Saison stark. Im langfristigen Mittel sind es um die 100 Todesfälle. Ob und wie Lawinen entstehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Aufbau der Schneedecke oder den verschiedenen Schneeschichten.

MEHR SCHUTZ VOR LAWINEN

Ein Airbag sollte immer nur ein zusätzliches Mittel sein, um sich gegen Lawinen zu schützen. Das Risiko, von einer Lawine überrascht zu werden, lässt sich mit guter Vorbereitung bereits stark verringern. Wer auf angelegten Pisten unterwegs ist, muss in der Regel wenig Angst vor Lawinen haben. Denn um die Pisten zu schützen, werden Lawinen vorab gesprengt, umgeleitet oder durch spezielle Zäune aufgehalten. Wer abseits von Pisten unterwegs ist, sollte seine Tour im Vorfeld gut planen und unter anderem auch den aktuellen Lawinenlagebericht in die Vorbereitung einbeziehen. Sonde, Lawinenpiepser und Schaufel gehören zur Pflichtausrüstung.

MINDESTANFORDERUNGEN AN LAWINENAIRBAGS

Seit 2017 gibt es eine EU-Norm für Lawinenairbags: Sie müssen ein Mindestvolumen von 150 Litern haben und spätestens fünf Sekunden nach dem Auslösen ihr maximales Volumen erreichen. Kommt die Lawine zum Stillstand, bevor der Airbag voll aufgeblasen ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, verschüttet zu werden.

WEITERE ARTIKEL