EINBLICK: WIE GRÜN IST WASSERSTOFF, HERR LAPP?

„Das kommt auf den Herstellungsprozess an. Derzeit wird im Wesentlichen zwischen grauem, blauem und grünem Wasserstoff unterschieden. Global gewinnt auch der sogenannte rote Wasserstoff an Bedeutung, der mithilfe nuklearer Energie produziert wird.
In der Industrie wird Wasserstoff schon seit Jahrzehnten benötigt und dafür in großer Menge aus fossilen Quellen hergestellt. Dieser Wasserstoff wird als grau bezeichnet, weil er aus fossilen Brennstoffen entsteht, etwa, wenn Erdgas unter Hitzezufuhr in Wasserstoff und CO2 aufgespalten wird. Das entstandene CO2 entweicht ungenutzt in die Atmosphäre und fördert den Treibhausgaseffekt. Bei blauem Wasserstoff wird das freigesetzte CO2 separiert und dauerhaft gespeichert, zum Beispiel mithilfe des Carbon-Capture-Storage-Verfahrens in geologisch nutzbaren Untergründen. Grüner Wasserstoff dagegen wird mittels Elektrolyse von Wasser erzeugt. Dabei wird regenerativ erzeugter Strom genutzt, weshalb der grüne Wasserstoff quasi CO2-neutral ist. Bei rotem Wasserstoff kommt statt regenerativ erzeugtem Strom Nuklearenergie zum Einsatz. Er ist damit ebenfalls weitestgehend emissionsfrei.
Weltweit macht der grüne Wasserstoff bislang nur einen geringen Anteil des verwendeten Wasserstoffs aus: 99 Prozent des industriell genutzten Wasserstoffs sind grau. Trotzdem kommt es schon heute darauf an, die Infrastruktur für die Verteilung und Nutzung von Wasserstoff aufzubauen, ganz unabhängig von der Farbe. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Prozess über viele Jahre. Das Ziel im Rahmen des European Green Deal lautet, bis 2050 dekarbonisiert zu sein.
Dafür spielt der grüne Wasserstoff eine wichtige Rolle, da er Strom aus erneuerbaren Quellen sozusagen speichern kann, um die jahreszeitlichen Fluktuationen in der Erzeugung zu puffern. Wasserstoff ermöglicht daneben die Dekarbonisierung wichtiger Industriesektoren wie etwa der Stahlherstellung und Metallverarbeitung. Die Salzgitter AG hat zum Beispiel an ihrem Hauptstandort mit dem Bau von Windkraftanlagen und Elektrolyseuren zur Produktion von grünem Wasserstoff die Grundlagen für eine CO2-verminderte Stahlproduktion gelegt. Zuletzt schafft Wasserstoff natürlich große Potenziale für eine emissionsfreie Mobilität.“