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AUF EIN WORT

—— Frau Wilken, was was bedeutet für Sie …Transparenz?

Illustration eines Torso und Kopfes mit schulterlangen Haaren. Die abgebildete Katja Wilken lächelt leicht und trägt eine Halskette. Um sie herum ist eine Kurvendiagramm, ein ansteigender Pfeil, sowie eine Gruppe von Personen illustriert. Aquarell-Farbflächen bilden den Hintergrund.

ILLUSTRATION SILKE WERZINGER

Transparenz ist eine notwendige Grundlage, um evidenzbasiert politische Entscheidungen treffen zu können. Wir fordern zu Recht, dass Entscheidungen auf Basis von Fakten getroffen werden. Diese zu sammeln, zur Verfügung zu stellen und so Transparenz herzustellen, ist eine wichtige Aufgabe des Statistischen Bundesamtes.

Für uns bedeutet das zwei Aufträge. Zum einen müssen wir filtern, welche Daten für eine Entscheidung überhaupt hilfreich sein können. Zum anderen müssen wir dafür sorgen, dass diese unabhängig erhoben, überprüft und korrekt sind. Daran arbeiten wir tagtäglich, passen unsere Methoden an und erheben immer neue Daten.

Klar, manchmal drängt sich der Eindruck auf, dass gewisse Statistiken unnütz sind. Etwa die zum Holzeinschlag, die wir seit vielen Jahren erheben. Da kommen dann auch schon mal Fragen vom Gesetzgeber, ob es diese Datenmenge wirklich braucht. Aber manches beweist seinen Nutzen erst mit der Zeit. Die Holzeinschläge sind zum Beispiel jetzt hochinteressant, da sich aus den Daten jetzt Informationen zur Borkenkäferplage ableiten lassen.

Über die deutsche Bevölkerung wissen wir bereits viel, beispielsweise aus öffentlichen Unterlagen wie Melderegistern. Aber die sind nicht total fehlerfrei, nicht jeder meldet sich zum Beispiel fristgerecht um. Eine wichtige Rolle bei der Pflege der Personendaten spielt deswegen seit jeher der Zensus. Mit seiner Hilfe heben wir die Datenqualität und liefern der Politik aktuelle Informationen, etwa zu Bevölkerungszahlen. Auf deren Basis werden dann zum Beispiel die Wahlkreise eingeteilt und Lämderfinanzausgleich berechnet.

Tatsächlich wird der Zensus 2022 der letzte seiner Art sein. Das ganze Prozedere mit Fragebögen und Besuchen vor Ort schaffen wir ab. Das liegt nicht an datenschutzrechtlichen Bedenken, die uns bei den Befragungen ja viele Jahre begleitet haben, es geht vor allem darum, die Bürger zu entlasten.

In Zukunft werden wir den Zensus ausschließlich mithilfe von Registern durchführen. Dann nehmen wir zum Beispiel Meldedaten und legen sie neben ein Vergleichsregister, etwa die Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes zu Fahrzeugzulassungen. So lassen sich mögliche Fehler auch erkennen und beseitigen. Dazu setzen wir auch vermehrt auf neue Technologien, etwa künstliche Intelligenz, die unsere Datensätze selbstständig überprüft, Fehler identifiziert und sie bereinigt.

Weniger Arbeit kommt aber dadurch nicht auf uns zu. So will die Europäische Union ab 2024 jährlich Bevölkerungsdaten ihrer Mitglieder. Die müssen wir dann liefern. Wir erheben die Daten also nicht mehr mit Klemmbrett an den Türen, aber dafür erhöht sich der Rhythmus deutlich.

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