SAFE, SAFER, SMART

Die Erde bebt, ein Tsunami türmt sich auf – und die Menschen wissen es schon Minuten, bevor er am Festland aufläuft. Dass dies heutzutage möglich ist, verdanken wir Sensoren an der Küste und am Meeresboden, die Daten über das Erdbeben per GPS ans Festland schicken, wo dann Millionen Menschen einen Alarm auf ihr Smartphone bekommen können. Diese Errungenschaft der Smart Region schützt auf der ganzen Welt Menschen vor Katastrophen. Und auch in unserem direkten Umfeld helfen Daten täglich, das Schlimmste zu verhindern. Während einer Pandemie beispielsweise können lebenswichtige Informationen in einer App gebündelt werden. Dank ihr sollen Behörden und Bevölkerung stets auf dem Laufenden über die Verfügbarkeit von Krankenhäusern, Ärzten, Impfstoffen und anderen Hilfsmitteln sein. Ebenfalls helfen sollen – auch ganz ohne Pandemie – Kameras und Sensoren, die Straßen und Gebäude überwachen, die Unfälle verhindern und Verbrechen aufklären.
Die Krisen des Jahres 2021 haben allerdings offenbart, dass in der digitalen Vernetzung noch viel Handlungsbedarf besteht. In der Coronapandemie sind Impfkampagnen oft zu langsam gelaufen, auch wegen unzureichender Informationsflüsse. Bei der Flutkatastrophe in Deutschland ertranken Menschen in ihren Gebäuden, weil Warnungen sie nicht erreichten oder die Dringlichkeit nicht erkannt wurde. Ebenso haben Waldbrände in Südeuropa, Kalifornien und Nordafrika den betroffenen Kommunen vor Augen geführt, wie überlebenswichtig effiziente Warnsysteme in der Zukunft sein werden.
Eine, die das wie sonst kaum jemand auf der Welt verfolgt, ist Soo-Jin Kim. Sie ist Führungskraft im OECD Centre for Entrepreneurship, SMEs, Regions and Cities. Diese Abteilung der multistaatlichen Wirtschaftsorganisation OECD berät nationale und lokale Regierungen beim Aufbau von Smart Citys. Sie sagt: „Zu Beginn der Coronapandemie zeigten sich Länder wie Südkorea aufgrund ihrer fortgeschrittenen Digitalisierung und größeren Erfahrung mit früheren Epidemien gewappneter als andere.“ Wie Soo-Jin Kim berichtet, hat zum Beispiel die Hauptstadt Seoul davon profitiert, dass schon vor der Pandemie eine digitale Strategie entwickelt wurde, um Infektionsketten schnell zurückzuverfolgen und zu unterbrechen. Besuche in Gastronomie und Handel werden per QR-Code-Scan erfasst. So ist es auch in anderen Ländern üblich, doch Südkorea geht einige smarte Schritte weiter: Tritt eine Infektion auf, fließen die Daten zur Kontaktverfolgung an die Korea Disease Control and Prevention Agency (KDCA) weiter, ansonsten werden sie gelöscht. Darüber hinaus wertet die KDCA den bargeldlosen Zahlungsverkehr und die Mobilfunknetze aus, um die Auskünfte von Infizierten zu ergänzen und anonymisierte Warnhinweise an mögliche Kontaktpersonen zu schicken. „Südkorea hat es geschafft, Datentransparenz und Datenschutz in der Pandemiebekämpfung in Einklang zu bringen – aufgrund einer höheren öffentlichen Akzeptanz als in anderen Ländern“, sagt Soo-Jin Kim.
Allerdings sollten Smart-City-Konzepte nicht nur auf Metropolen zugeschnitten sein. Gerade ländliche und strukturschwache Räume würden Unterstützung beim Aufbau von Smart Regions benötigen. „Wenn Digitalisierungs-strategien fachbereichsübergreifend gedacht werden und alle Teile der Bevölkerung miteinbeziehen, können smarte Communitys entstehen, in denen die Menschen nachhaltiger und sicherer leben“, sagt die OECD-Expertin.
Wie also können wir alle von klugen Algorithmen und rasant fließenden Daten profitieren? Fünf Beispiele aus Katastrophenschutz, Gesundheitsversorgung, Kriminalitätsprävention, Umweltsicherheit und Verkehrssicherheit zeigen, was heute schon möglich ist.