Das Zukunftsmagazin von TÜV SÜD

AUF EIN WORT

—— Herr De Masi, was denken Sie über … Sicherheit?

ILLUSTRATION ANDRÉ GOTTSCHALK

Unsere Finanzen brauchen Schutz. Das ist eine Voraussetzung, damit wir unser Leben planen können. Denn von der Sicherheit unserer Finanzen hängt viel ab, beispielsweise ob wir uns etwas im Leben zutrauen oder wie frei wir sind. Bei mir selbst habe ich das sehr früh gemerkt. Ich komme aus einem eher einkommensschwachen Haushalt und bin früh von zu Hause ausgezogen. Ich musste mit 17 Jahren jobben und meistens hat es trotzdem nicht gereicht, um meine Miete zu bezahlen. Deshalb habe ich früh einen Kredit bei meiner Tante aufgenommen, den ich schnell wieder abbezahlen wollte. Später musste ich Bildungskredite aufnehmen, um im Ausland zu studieren. Diese Belastung habe ich gespürt. Ich weiß noch genau, wie ich mit meiner ersten Diät als Europaabgeordneter alle Kredite endgültig tilgen konnte. Das war ein befreiendes Gefühl.

Ähnlich wie mir geht es aber vielen. Die Menschen fragen sich zunehmend, wie sie sich Sicherheiten leisten sollen, beispielsweise Wohneigentum, und ob ihre Rente denn noch so sicher ist. Obendrauf kommen die niedrigen Zinsen, die das Sparbuch nicht mehr zu einer verlässlichen Geldanlage machen. Zwar hatten wir schon Phasen mit niedrigeren Realzinsen, doch stiegen damals die Einkommen noch stärker, sprich: Es ist nicht so sehr aufgefallen. Ich verstehe deshalb, dass sich viele Menschen nach Alternativen umschauen, beispielsweise Aktieninvestments. Das kann, wenn sie breit gestreut sind, sinnvoll sein. Es sollte aber nur eine Ergänzung zu einer starken gesetzlichen Rente sein. Dazu müssen alle in das Rentensystem einzahlen. Denn Finanzkrisen werden häufiger, und wenn alle an die Börse gingen, würden auch die Renditen sinken!

Damit das Vertrauen in unser Geld nicht verloren geht, müssen wir zudem unser Geld im digitalen Zeitalter schützen. Den Aufstieg der Kryptowährungen sehe ich bislang kritisch. Wir werden in dem Bereich auch Krisen sehen, Panik vielleicht, und entsprechend gefährdet ist das Geld der Menschen dort. Denn es fehlt, anders als bei staatlichen Währungen wie Euro, Dollar oder Pfund Sterling, eine Institution wie die Zentralbank. Die halte ich für entscheidend. Um dem etwas entgegenzusetzen und auch künftig auf unser Geld zu vertrauen, brauchen wir einen digitalen Euro, der von der EZB garantiert wird und mit dem wir im Internet schnell und grenzübergreifend bezahlen können.

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